Lutherbibel 1912

Klagelieder 3:1-17 Lutherbibel 1912 (L12)

1. Ich bin ein elender Mann, der die Rute seines Grimmes sehen muß.

2. Er hat mich geführt und lassen gehen in die Finsternis und nicht in Licht.

3. Er hat seine Hand gewendet wider mich und handelt gar anders mit mir für und für.

4. Er hat mir Fleisch und Haut alt gemacht und mein Gebein zerschlagen.

5. Er hat mich verbaut und mich mit Galle und Mühe umgeben.

6. Er hat mich in Finsternis gelegt wie die, so längst tot sind.

7. Er hat mich vermauert, daß ich nicht heraus kann, und mich in harte Fesseln gelegt.

8. Und wenn ich gleich schreie und rufe, so stopft er die Ohren zu vor meinem Gebet.

9. Er hat meinen Weg vermauert mit Werkstücken und meinen Steig umgekehrt.

10. Er hat auf mich gelauert wie ein Bär, wie ein Löwe im Verborgenen.

11. Er läßt mich des Weges fehlen. Er hat mich zerstückt und zunichte gemacht.

12. Er hat seinen Bogen gespannt und mich dem Pfeil zum Ziel gesteckt.

13. Er hat aus dem Köcher in meine Nieren schießen lassen.

14. Ich bin ein Spott allem meinem Volk und täglich ihr Liedlein.

15. Er hat mich mit Bitterkeit gesättigt und mit Wermut getränkt.

16. Er hat meine Zähne zu kleinen Stücken zerschlagen. Er wälzt mich in der Asche.

17. Meine Seele ist aus dem Frieden vertrieben; ich muß des Guten vergessen.