Lutherbibel 1912

Hiob 31:26-40 Lutherbibel 1912 (L12)

26. Hab ich das Licht angesehen, wenn es hell leuchtete, und den Mond, wenn er voll ging,

27. daß ich mein Herz heimlich beredet hätte, ihnen Küsse zuzuwerfen mit meiner Hand?

28. was auch eine Missetat ist vor den Richtern; denn damit hätte ich verleugnet Gott in der Höhe.

29. Hab ich mich gefreut, wenn's meinem Feind übel ging, und habe mich überhoben, darum daß ihn Unglück betreten hatte?

30. Denn ich ließ meinen Mund nicht sündigen, daß ich verwünschte mit einem Fluch seine Seele.

31. Haben nicht die Männer in meiner Hütte müssen sagen: "Wo ist einer, der von seinem Fleisch nicht wäre gesättigt worden?"

32. Draußen mußte der Gast nicht bleiben, sondern meine Tür tat ich dem Wanderer auf.

33. Hab ich meine Übertretungen nach Menschenweise zugedeckt, daß ich heimlich meine Missetat verbarg?

34. Habe ich mir grauen lassen vor der großen Menge, und hat die Verachtung der Freundschaften mich abgeschreckt, daß ich stille blieb und nicht zur Tür ausging?

35. O hätte ich einen, der mich anhört! Siehe, meine Unterschrift, der Allmächtige antworte mir!, und siehe die Schrift, die mein Verkläger geschrieben!

36. Wahrlich, dann wollte ich sie auf meine Achsel nehmen und mir wie eine Krone umbinden;

37. ich wollte alle meine Schritte ihm ansagen und wie ein Fürst zu ihm nahen.

38. Wird mein Land gegen mich schreien und werden miteinander seine Furchen weinen;

39. hab ich seine Früchte unbezahlt gegessen und das Leben der Ackerleute sauer gemacht:

40. so mögen mir Disteln wachsen für Weizen und Dornen für Gerste. Die Worte Hiobs haben ein Ende.